Philipp
hielt Morendras fest in beiden Händen, an der Seite seiner Stirn
klebte frisches Blut und lief an seinem Gesicht hinab.
Ooku
hatten gerade den letzten Flammenwächter dort hin geschickt wo er
hin gehörte, und atmete erleichtert auf als er sah wie Shorana der
Stab entrissen wurde.
„Ihr
glaubt ich lasse mich von solch mickrigen Wesen wie euch besiegen?
Nichts als kleine Würmer seid ihr die ich zerquetschen werde.“
Unter
einem lauten Lachen ballte Shorana ihre Kraft in beiden Händen, mit
ihrem Feuer würde sie die lästigen Ranken einfach verbrennen. Rasch
wurde aus ihrem Lachen ein entsetzlicher Schrei. Lillys Ranken hatten
sich noch fester um ihre Arme geschraubt, kleine Dornen schossen
hervor und bohrten sich in ihre Haut. Ein Nervengift betäubte die
Hexe blitzschnell.
„Du
verdammte kleine Made! Ich werde dir die Haut in kleinen Streifen vom
Fleisch ziehen!“
„Shorana,
es spielt für mich keine Rolle wer dir in deinem Leben so viel Leid
zugefügt hat, das du solch einen Hass gegen die Menschheit hegst.
Aber ich werde dir nicht durchgehen lassen dass du all die
unschuldigen Menschen in Tion dem Leben entrissen hast. Auf so
sinnlose Weise, nur um uns hier in deine Falle zu locken, und das du
meine Freunde verletzt hast.“
Von ihrem Kinn tropfte der Schweiß und ihr ganzer Leib bebte vor Anstrengung, sie würde der Hexe nicht mehr lange stand halten können, doch genau dies beabsichtigte sie auch gar nicht.
Von ihrem Kinn tropfte der Schweiß und ihr ganzer Leib bebte vor Anstrengung, sie würde der Hexe nicht mehr lange stand halten können, doch genau dies beabsichtigte sie auch gar nicht.
„Menschen
können grausam sein. Doch keiner ist wie der andere. Es gibt so
viele schöne Eigenschaften an ihnen. Erinnere dich, das du selbst
einer von ihnen warst.“
Die
Qual in ihren Zügen ebbte ab, sie lächelte voller Zuversicht und
Güte.
„Was
du getan hast, kann ich dir nicht verzeihen Shorana, niemals. Nichts
kann ungeschehen gemacht werden, aber ich möchte das du Gutes über
diese Welt bringst, mehr Gutes als du Schlechtes getan hast.“
Langsam
schlossen sich ihre Augen und sie setzte zu einem Singsang an, der
jedem der es hörte, das Herz schwer werden ließ.
„Bin
kein Henker, bin kein Richter,
bin
kein Schenker, kein Vernichter.
Kann
es nicht nehmen, ohne zu geben,
alles
worum ich bitte, ist dein Segen.
Leih
mir Gabe und Verstand,
zeige
was uns einst verband.
Verblasse
Erinnerung und Wissen,
tiefe
Leere hinterlässt kein Vermissen.
Schuld
ist es die bleibt,
nun
und für alle Zeit.
Drum
verschließe sicher und fest,
das
Herz für des Lebens Rest.“
Philipp
hielt noch immer mit beiden Händen Morendras fest und war bereit ihn
jeder Zeit zu nutzen um dieser verfluchten Hexe den Schädel
einzuschlagen. Sein Kopf dröhnte und ihm war noch immer als würde
jemand versuchen ihn in die Benommenheit zu zerren, aber er würde
Lilly diesen Kampf nicht alleine austragen lassen.
Plötzlich
drangen panische Rufe an sein Ohr und er sah zu dem erschrockenen
Gesicht von Ooku hinüber. Er rief Lilly zu, sie solle sofort
aufhören. Auf und ab laufend versuchten sie eine Möglichkeit zu
finden den riesigen Spalt zu überbrücken, aber für einen Sprung
war es viel zu weit.
Ooku
überlegte ob die Baumseele ihn nicht rüber werfen könnte, auch
wenn die Wahrscheinlichkeit gering war das er es schaffte, am
liebsten würde er das Risiko eingehen um seine Schwester von der
Dummheit die sie gerade begann, abzuhalten.
Er
könnte sie mit einem Windstoß oder einem Schwarm Insekten
aufhalten, aber er wollte auch nicht riskieren das Shorana diese
Situation für einen Gegenangriff nutzte.
Lilly
sang immer weiter die traurige Melodie von vorn, ihre Ranken
leuchteten in einem grünen Licht und überall bildeten sich kleine
weiße Blüten. Shoranas wütende Schreie waren verstummt, ihre Augen
waren weit aufgerissen und ihr Körper zuckte unkontrolliert.
Ooku
nagte auf seiner Unterlippe herum und verfluchte seine Schwester. Er
schrie über das tosende Wasser hinweg.
„Philipp!
Töte Shorana! Egal wie, aber beeile dich. Lilly wendet einen Zauber
an der Shorana die Lebenszeit die sie bereits gelebt hat, entzieht.
Für jedes Jahr das sie ihr nimmt, gibt sie eines ihres eigenen
Lebens her.“
Philipp verstand erst nicht was Ooku damit meinte, aber als er in das Gesicht von Shorana sah, traf es ihn wie einen Schlag. Es war viel jünger geworden und schien es auch noch immer zu werden. Lilly würde sie wieder zu einem Kind machen und all die Jahre die sie Shorana wieder neu schenkte, verbrauchte sie von ihrer eigenen Lebenszeit.
Philipp verstand erst nicht was Ooku damit meinte, aber als er in das Gesicht von Shorana sah, traf es ihn wie einen Schlag. Es war viel jünger geworden und schien es auch noch immer zu werden. Lilly würde sie wieder zu einem Kind machen und all die Jahre die sie Shorana wieder neu schenkte, verbrauchte sie von ihrer eigenen Lebenszeit.
Er
ließ Morendras fallen und lief zu dem Schwert das nur wenige Meter
entfernt lag.
Klirrend
zog er die Spitze über den Boden als er Anlauf nahm, er dachte nur
darüber nach das er Lilly retten wollte, und dafür würde er alles
tun.
Die
Ellydre riss die Augen auf als Philipp zu seinem Schlag ausholte.
„Nein! Hör auf damit!“
Lilly
löste die Ranken die Shorana gefangen hielten und machte
blitzschnell einige Gestiken mit ihren Händen. Philipp konzentrierte
sich auf den Nacken der Hexe und biss die Zähne fest zusammen, doch
nur einen Augenblick bevor die Klinge sein Vorhaben in die Tat
umsetzen konnte, traf sie auf einen festen Wall aus Ranken die vor
ihm in die Höhe schossen.
Einige
Zentimeter grub sich sein Schwert hinein und blieb stecken. So sehr
er sich auch bemühte, er bekam es nicht mehr frei.
Shorana
nutzte ihre Gelegenheit und riss sich von den letzten paar Ranken los
die sie noch an Ort und Stelle hielten, der Riemen des Bündels das
sie trug blieb verheddert. Sie zerrte so fest daran das die Naht riss
und der Inhalt zu Boden ging.
Ein
in Leder gebundenes Buch fiel heraus, an vielen Stellen war es
sichtlich abgegriffen, an den Ecken waren kleine Winkel aus Silber
angebracht. Ein triumphierendes Grinsen lag auf ihren Zügen, während
sie sich nach dem Buch bückte.
„Danke
für die kleine Verjüngungskur! Auch wenn du auf mich nicht den
hellsten Eindruck gemacht hast, hätte ich nie gedacht das du so dumm
sein kannst!“
Lilly
weitete vor Schreck die Augen und keuchte auf, ihre Knie waren weich
wie Butter in der Sonne, doch sie hielt sich mit letzter Kraft weiter
auf den Beinen.
„Philipp.
Was hast du getan!? Ich wollte ihr die Unschuld eines Kindes wieder
geben, damit sie noch einmal von vorne anfangen kann. Ich wollte ihr
die Gelegenheit geben alles wieder gut zu machen...“
„Bist
du von allen guten Geistern verlassen? Du kannst doch nicht deine
Lebenszeit für jemanden her gebend er ein ganzes Dorf ausgelöscht
hat! Sie hat ein schlechtes Herz, das kannst du auch nicht ändern
wenn du sie wieder jung machst.“
Shorana
leckte sich über die Lippen vor freudiger Erregung, sie hätte fast
alles verloren, aber dank dieser Ellydre fühlte sie sich wie neu
geboren.
Einen
Schritt trat sie nach vorn und schlug das Buch auf, eilig blätterte
sie ein paar Seiten weiter. Sie wusste, diese Welt würde schon bald
ihr gehören. Dann könnte sie ihren Meister herbei rufen und er
würde ihr endlose Macht und ein unsterbliches Leben schenken, ganz
so wie er es ihr versprochen hatte.
Shorana
setzte mit ihrem zweiten Fuß auf und ein violettes Hexenfeuer tanzte
um ihre Finger, ein groteskes Grinsen überzog ihr gesamtes Gesicht.
Diese Maden waren mit ihren Kräften am Ende, es würde für sie ein
Hochgenuss sein ihre Schreie über Stunden zu hören. Sie senkte
ihren Blick und las etwas in einer fremden Sprache vor.
Noch
bevor sie noch einen weiteren Schritt machen konnte geriet sie ins
Stocken. Irgendetwas hatte sich um ihr Bein gewickelt und hielt sie
fest an ihrem Knöchel. Es war eine Wurzel, so dick wie ihr Oberarm,
ganz anders als das Rankengeflecht von vorhin.
Mit einem Ruck hob sie den Kopf, Lilly starrte ebenfalls auf die Wurzel und weitete die Augen als sie die Magie erkannte.
Mit einem Ruck hob sie den Kopf, Lilly starrte ebenfalls auf die Wurzel und weitete die Augen als sie die Magie erkannte.
Shorana
hatte den zweiten Ellydren vergessen und sah auf die andere Seite der
Brücke. Statt die verwundete Janama zu heilen, war er den Rest der
Brücke weiter gelaufen bis er wieder festen Boden unter den Füßen
hatte. Dort kniete er nieder und drückte beide Handflächen fest auf
den felsigen Untergrund.
Jeder
Muskel seines Körpers war angespannt, sein hasserfüllter Blick
hatte sich auf die Hexenmeisterin gerichtet. Er stieß einen Schrei
aus und presste seine Hände noch fester auf den Boden, plötzlich
zerbarst der Grund unter dem Shorana stand und noch mehr Wurzeln
schossen hervor. Sie umschlangen ihren Körper bis zur Hüfte in nur
einer Sekunde.
Gerade
als sie das Hexenfeuer auf eine der Wurzeln schleudern wollte, hatte
eine von ihnen ihren Arm gepackt. Ein lautes Knacken und ein
entsetzlicher Schrei verkündeten den Bruch ihres Knochens. Das Buch
glitt aus ihrer Hand, und kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem
Boden auf. Bis hinauf zu ihrem Kinn wickelten sich die Wurzeln.
„Nein! Nein! Du verdammter Wurm! Ich werde dich...“
Ookus
Stimme donnerte über das tosende Wasser und Shoranas wütende
Schreie. „Du wirst gar nichts mehr! Ich bin nicht so gnädig wie
meine kleine, naive Schwester! Du wirst jetzt dahin geschickt wo du
hin gehörst.“
Die
Wurzeln schienen zu pulsieren, der Fels um sie herum bekam Risse und
Gesteinsbrocken schoben sich in die Höhe. Die Wurzeln begannen sich
ins Erdreich zurück zu ziehen und zogen Shorana mit sich.
Lilly
machte einen Satz nach vorn und rannte auf Shorana zu. „Hör auf
damit!“
Ihr
Freund aus einer anderen Welt bekam ihr Handgelenk zu fassen und
zerrte sie zurück. So sehr sie es auch mit ihrer verbliebenen Kraft
versuchte, sie konnte sich nicht losreißen und musste hilflos
mitansehen wie die vor Zorn schreiende Hexenmeisterin in das Erdreich
gezogen wurde. Ihre grausamen Augen bohrten sich voller Hass in
Lillys Herz. Ein Blick den sie nie vergessen würde.
Wo
sie noch einen Augenblick zuvor gestanden hatte klaffte nun ein
tiefes Loch im Fels. Überall war der Grund von Rissen durchzogen.
Tränen
sammelten sich in Lillys Augen. An diesem frühen Tag hatten schon so
viele Menschen sterben müssen, sie hatte genug vom Tod gehabt und
wollte Leben schenken.
Ihr
Kopf war wie in Watte gehüllt, nur leise drang die Stimme nahe ihres
Ohres, zu ihr durch. „Sieh dich doch nur mal um! Denk darüber nach
was sie getan hat, und noch tun wollte. Du kannst nicht jeden retten.
Was wenn sie ihr Leben neu begonnen hätte, aber wieder nur Unheil
brächte?“
Lilly
blinzelte und sah hoch in Philipps Gesicht, ihre Knie hatten
nachgegeben ohne das sie es merkte. Stumme Tränen rollten an ihren
Wangen hinab.
Ihr
Blick folgte seinem Fingerdeut. Dort wo die Baumseele verbrannt war,
zeugte nur noch ein kleiner Haufen Asche von der grässlichen Tat.
Der Boden hatte sich schwarz gefärbt und überall sah man verhärtete
Lavabrocken, die letzten Zeugen dass vor wenigen Minuten noch
Flammwächter hier getobt hatten.
Auf
der anderen Seite der Brücke war das Chaos noch viel schlimmer. Ihre
beste Freundin und Leibwache Xii lag regungslos da. Hinter ihnen in
dem ruhigen Tal lag eine Stadt der Toten. All das war das Werk von
Shorana gewesen.
Ooku
hatte Mühe wieder auf die Beine zu kommen und schleppte sich zu der
Janama hinüber. Eine Hand legte er Behutsam auf ihre Schulter.
Erleichterung machte sich breit als sie sich rührte und kraftlos
einen Spalt die Augen öffnete.
„Shorana...“
„Es
ist vorbei Xii. Sie wird niemandem mehr ein Haar krümmen. Lilly geht
es auch gut. Jetzt entspann dich.“
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