Fachidiot 6. Kapitel Teil 3

Nein, das ist die Seele des Baumes von dem ich den Zapfen lieh. Er hat mein Gebet erhört und will uns helfen.“
Ihr Helfer schien auch nicht lange zögern zu wollen und schlug mit einem seiner massiven Arme auf den Flammenwächter ein der ihm am nächsten stand. Bei dem Aufschlag auf den felsigen Boden begann alles zu beben.
Seine Angriffe waren kraftvoll und zerstörerisch, doch leider etwas zu langsam für die flinken Wesen der Unterwelt. Geschickt wichen sie seinen Armen aus und versuchten seine Verteidigung zu durchbrechen.
Philipp konnte auf der anderen Seite der Brücke, wo Xii und Ooku sich befanden ebenfalls eine Säule aus grünem Licht erkennen, hier und da blitzten blaue Feuerbälle auf wenn die Janama zum Angriff über ging. Ihm blieb nur zu hoffen das sie mit sechs der Flammenwächter fertig werden würden.
Ein weiterer Schlag auf den Erdboden brachte alle zum Schwanken, einer der Flammenwächter schoss an dem Arm der Baumseele vorüber und schlängelte sich um sein Bein. In windeseile hatte er es geschafft an der Rinde hinauf zu klettern und krallte sich nun mit aller Macht an dessen Rücken fest. Wieder warf der Flammenwächter seinen Kopf in den Nacken und blähte seine Kehle auf wo sich sogleich heißes Magma bildete.
Das riesige Ungetüm war schneller als gedacht und schnappte sich die Echse auf seinem Rücken. Eine Pranke aus Wurzeln schloss sich um den schlanken Körper, mit einem festen Ruck riss er ihn fort, unkontrolliert quoll Magma aus seinem Mund und ergoss sich über den Rücken der Baumseele.
In den Geruch von brennendem Holz mischte sich ein gequälter Aufschrei, voller Zorn schleuderte er den Flammenwächter vor sich auf den Boden und zermalmte dessen Körper mit seiner gewaltigen Hand.
Shorana hob ihre beiden Hände, violette Flammen züngelten um sie herum. Mit einem Finger deutete sie auf Lilly und Flammenball schoss auf die Ellydren zu. Nur knapp wich sie dem Angriff aus, das Feuer streifte ihre Schulter und verbrannte ihre Haut.
Auf den Zügen der Hexenmeisterin bildete sich ein Grinsen, sie zeigte mit ihrer zweiten Hand auf die Baumseele und schleuderte auch auf ihn einen violetten Flammenball.
Dieser kämpfte noch immer mit dem zweiten Flammenwächter, die heiße Lava die auf seinen Rücken getropft war brannte sich immer mehr in seine Rinde ein und entzündete die mit Blättern bewährten Äste. Shoranas Feuer konnte er nicht mehr ausweichen und wurde von seiner gesamten Kraft getroffen. Taumelnd ging ein einige Schritte zurück, Funken stoben in alle Richtungen und sein gesamter Körper ging in Flammen auf.
Seine dunklen Schreie bohrten sich Philipp durch Mark und Bein, denn auch wenn sein Untergang bereits besiegelt war, gab die Baumseele nicht auf und stolperte so schnell er konnte nach vorn.
Nein! Hör auf! Ich gebe dich wieder frei. Kehre zurück zu deinem Platz, vor dem Dorf Tion!“
Lilly lief ihm nach, verzweifelt versuchte sie die Baumseele zu befehligen, sie wollte nicht das er sein Leben her gab. Aber es war, wie sie es Philipp erklärt hatte, sie befahl nicht, sie bat, und ihre Bitte wurde nicht erhört.
Der letzte Flammenwächter spie eine weitere Kugel aus Lava auf den brennenden Giganten. Eines seiner Beine pulverisierte bei dem Angriff und heiße Funken flogen in alle Richtungen.
Er stürzte, konnte seinen Fall aber noch so weit kontrollieren das sein Körper den Flammenwächter unter sich begrub. Das Wesen war zu langsam um ihm ausweichen zu können, es gab einen letzten Aufschrei von sich bevor jeder Knochen in seinem Leib zerbrach.

Auf der Seite wo Xii und Ooku mit einer Überzahl an Flammenwächtern zu kämpfen hatten, sah es bisher gut für unsere Freunde aus. Zwei Gegner waren bereits ausgeschaltet, nun aber schwanden langsam die Kräfte der Baumseele weil er so weit fort seines Körpers war.
Ooku beschwor einen Schwarm faustgroßer Stechmücken herauf die über einen Flammenwächter her fielen und ihn lange genug ablenkten das er ihm einen heftigen Windstoß entgegen werfen konnte. Das Wesen fiel kreischend in die Tiefe.
Neben ihm explodierte ein Feuerball und ein Schrei gellte durch die Klamm.
Xii hatte die kommende Attacke mit einem ihrer magischen Flammenbälle kontern wollen, doch der Aufprall ließ nun einen Glutregen auf sie nieder gehen. Mit ein paar schnellen Schritten zurück wich sie dem Regen aus, ihr Angreifer nutzte die Gelegenheit und stürmte auf sie zu.
Mit seinem Schädel voran rammte er die Janama in die Magengrube und stieß sie zu Boden. Tausend Lichter tanzten vor ihren Augen, ihr ganzer Körper war gelähmt von einer Agonie der Schmerzen.
Der Flammenwächter sprang auf sie, grub seine Klauen in ihr Fleisch. Weit riss er sein Maul auf, warf ihr seinen glühend heißen Atem entgegen, bereit sie im ganzen zu verschlingen.
Xii hatte das Gefühl bei lebendigem Leib zu verbrennen.
Gerade als der Flammenwächter seinen Kopf niedergehen ließ, umfasste eine mächtige Pranke die Kreatur und riss sie von Xii runter. Als sie Krallen aus ihr heraus gerissen wurden, schrie sie vor Schmerz auf. Für einen Moment sehnte sie sich nach der erlösenden Dunkelheit, aber ihr Trost blieb aus.
Die Baumseele schleuderte das Wesen an eine der Felswände, sein erschlaffter Körper taumelte in die Tiefe.
Ooku sah Rot vor Zorn. Er rannte zu Xii hinüber und stellte sich schützend vor sie. Mit einem Blick über seine Schulter sah er das sie noch atmete, aber das es ihr auch sehr schwer fiel und sie wahrscheinlich nicht mehr lange durchhalten würde wenn er nichts unternahm.
Einen kleinen Spalt öffnete sie ihre Augen und sah zu ihm auf. „Ooku...“
„Ruhig Xii, ich erledige das. Und dann flicke ich dich wieder zusammen. Du musst mir nur versprechen ein wenig Geduld zu haben. Bekommst du das hin?“
Xii versuchte ihre Augen offen zu halten, aber sie schlossen sich langsam wie von allein. Ihre Mundwinkel deuteten den Hauch eines Lächelns an und sie brachte ein Nicken zustande.
Ooku richtete seinen Blick nach vorn, das Blut wich aus seinen Lippen als er sie fest zusammen presste. Dafür sollte Shorana büßen.

Lilly hielt sich ihre verletzte Schulter, das brennen der Wunde war fast unerträglich, doch sie wusste das sie keine Schwäche zulassen durfte. Wenn sie hier scheiterte würde das nicht nur ihren persönlichen Untergang bedeuten, sondern auch den ihres gesamten Volkes. Vielleicht sogar des gesamten Kontinents. Sie wusste nicht wem die Hexe ihre Seele verkauft hatte, aber wenn sie Kreaturen der Unterwelt befehligen konnte, würde es jemand mit viel Macht sein. Jemand der ebenfalls in der Unterwelt zu Hause war, und vielleicht durch Shoranas Hilfe in diese Welt gelangen könnte.
Fest biss sie sich auf die Unterlippe und starrte wütend zu Shorana die in aller Gemütlichkeit den brennenden Körper der Baumseele umrundete, er lag im sterben und konnte ihr nicht mehr gefährlich werden.
Nun zu dir kleines Mädchen. Hast du nun begriffen das deine kleinen Tricks dich nicht retten können?“
Schnelle Schritte drangen an ihr Ohr, etwas in ihrem Augenwinkel blitzte auf und eine ziemlich rüde Beleidigung flog ihr entgegen bevor die Schwertklinge ihren Hals entgegen sauste.
In einer schnellen Bewegung hob Shorana ihre Hand und stoppte damit den Schwerthieb von Philipp. Ihre Finger schlossen sich feste um den Stahl, ein dünnes Rinnsal aus Blut floss daran hinab. Philipp weitete seine Augen und starrte auf ihre bandagierte Hand. Auch wenn er kein Krieger war, diese Attacke konnte man doch nicht einfach stoppen.
Elfenzwirn mein Kleiner. Dünn wie normaler Stoff, nur viel robuster.“
Fester schlossen sich ihre Finger um die Klinge des Schwertes, kleine schwarze Tentakeln, transparent wie ein Schatten, bildeten sich um ihre Hand und wanderten an der Waffe entlang auf Philipp zu.
Bevor er den Griff hätte los lassen können, erreichten sie ihn und schlangen sich um seine Arme. Mit einem Schlag wurde ihm eisig kalt, er merkte wie die Welt um ihn herum dunkel wurde und etwas versuchte ihn in diese Dunkelheit zu ziehen.
Für den Menschen brauchte sie nichts mehr als billige Tricks, daher war es für Shorana ein leichtes das Hexenfeuer in ihrer anderen Hand erneut zu entfachen und den Flammenball Lilly entgegen zu werfen die gerade dabei war ihrem kleinen Freund zu Hilfe zu kommen.
Die Ellydre warf Shorana mit beiden Händen einen heftigen Windstoß entgegen, sie legte alle Kraft hinein und all ihre Entschlossenheit.
Shorana riss verwundert ihre Augen auf als es Lilly wirklich gelang den Flammenball zurück zu schleudern, dennoch kam er so weit von seinem Kurs ab das die Hexenmeisterin nicht einmal ausweichen musste.
Das war wohl nichts, jetzt werde ich deinen kleinen Freund hier...“ Sie stockte als sie das freudige Grinsen auf Lillys Zügen sah, und warf einen Blick über ihre Schulter. Der Feuerball hatte gar nicht ihr gegolten, er schoss hinüber auf die andere Seite der Brücke und traf einen der Flammenwächter. Schreiend und sich windend taumelte er zur Seite und stieß mit einem seiner Mitstreiter zusammen. Sie gruben sich verzweifelt gegenseitig ihre scharfen Krallen in die Haut und Blut aus Lava quoll aus ihren Wunden.
Die Baumseele, die Ooku herbei gerufen hatte, holte weit aus und schleuderte die beiden Flammenwächter gegen die glatte Felswand. Zusammen rutschten sie ab und fielen in die tosenden Fluten. Ein Geysir aus heißem Wasserdampf stieg in die Höhe und die Kreaturen waren nicht mehr gesehen.
Ooku leckte sich über die Unterlippe, nun sollte der letzte Flammenwächter ein Spiel sein, dann stand nur noch Shorana auf der Liste. Xii und die Baumseele waren schon sehr angeschlagen, aber er würde nicht zulassen das die Hexe noch einen Tag länger Morendras in ihren Händen halten konnte.
Lilly würde auch ihre Lektion gelernt haben und endlich einsehen das sie und Morendras in der Sicherheit des ewigen Haines am besten aufgehoben waren. Da war er sich sicher.
Shoranas Augen brannten vor Zorn als sie sah das nur noch einer ihrer kleinen Spielzeuge am Leben war. So hatte sie all das nicht geplant. Es sollte ein amüsantes Spiel werden, doch ihre Würfel waren schlecht gefallen.
An ihrem Sieg zweifeln würde Shorana dennoch niemals.
Ihre Finger öffneten sich und Philipp, der die ganze Zeit versucht hatte sich von ihrem Zauber zu befreien, taumelte nach hinten. Wie eine Peitsche ließ sie die schwarzen Tentakeln seitlich gegen seinen Körper schnellen bevor er wieder einen klaren Gedanken hatte fassen können.
Der Schwertgriff entglitt ihm, die Welt um ihn herum drehte sich und ein heftiger Schmerz lähmte seinen Körper als er gegen die Felswand schlug.
Jemand rief seinen Namen, er verstand es kaum da ein lautes Tosen alles andere überschattete.
Lilly betrachtete wie Philipp reglos am Rand der zersplitterten Brücke liegen blieb, nur eine Armeslänge von dem tiefen Abgrund entfernt. Ihr Blick wanderte zu der anderen Seite wo sie entdeckte das auch ihre beste Freundin schwerverletzt am Boden lag. Ihre Hände zitterten vor Wut, ein Gefühl das für sie vollkommen neu war.
Es berauschte sie, und erfüllte sie zeitgleich mit Angst.
Lillys Füße handelten ganz wie von allein als sie einen Satz nach vorn machte und auf Shorana zu stürmte. Beide Hände streckte sie nach der Hexe aus und die Ranken, welche sich um ihre Arme schlängelten, schnellten nach vorn um ihre Gegnerin packen. Doch so leicht ließ Shorana sich nicht noch einmal überrumpeln.
Sie duckte sich unter dem Angriff hinfort und rollte zur Seite, mit den schwarzen Tentakeln schlug sie nach der Ellydre.
Die Ranken von Lilly schlangen sich um die Tentakeln, doch Shorana nutzte es zu ihrem Vorteil und zog so ihre Gegnerin, mit einem festen Ruck, dicht an sich heran.
In ihrer zweiten Hand hielt sie noch immer den Stab Morendras und hob ihn hoch in die Luft. Bevor sie ihn auf die Ellydre niedersausen lassen konnte, stockte ihre Bewegung, ganz so, als hielte den Stab irgendetwas fest. Zu Shoranas Überraschung war es eine dicke Wurzel die aus dem Boden geschossen war und sich um den Griff Morendras gewickelt hatte.
Was zum...“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken als weitere Wurzeln aus dem Erdreich brachen und sich um die Beine der Hexenmeisterin wickelten. Um die Finger ihrer linken Hand begann sich magisches Feuer zu bilden, es wurde jedoch im Keim erstickt als die Ranken von Lillys Händen sie vollkommen einhüllten.
Voller Zorn bleckte Shorana die Zähne und krallte ihre noch freie Hand feste um Morendras.
Ich werde den Stab in Flammen aufgehen lassen wenn du mich nicht sofort los lässt! Mein Ziel werde ich auch anders erreichen wenn es notwendig ist!“
Auf Lillys Stirn bildeten sich feine Schweißtropfen, ihre Schultern begannen zu zittern, und dennoch hatte sie für ihr Gegenüber ein Lächeln übrig.
Wenn du mich fragst, hast du uns ziemlich unterschätzt. Morendras wird dir niemals gehören.“
Kaum hatte das letzte Wort Lillys Lippen verlassen, entriss jemand Shoranas Händen den magischen Stab. Die Hexenmeisterin sah ihn aus dem Augenwinkel an sich vorbei huschen, wollte ihre schwarzen Tentakeln nach ihm aussenden, doch Lillys Ranken hüllten auch ihre freie Hand im Nu ein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen